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Fledermausschutz in Siedlungsbereichen


Graues Langohr im Dachstuhl
© Foto: Hedi Scharff
Ursprünglich siedelten die europäischen Fledermäuse in Felshöhlen und -spalten oder Baumrissen und -höhlen. Felshöhlen in Mitteleuropa weisen ganzjährig niedrige Temperaturen auf und eignen sich daher hauptsächlich als Winterquartiere für Fledermäuse. In Südeuropa bieten Felshöhlen ein optimales Mikroklima für Fledermäuse auch im Sommer. Mit Beginn der Siedlungstätigkeit der Menschen bezogen die höhlenbewohnenden Fledermäuse in Südeuropa warme und geräumige Dachböden und dehnten ihr Verbreitungsgebiet nach Norden hin aus. Die baumbewohnenden Fledermäuse lernten Spalten und Hohlräume an und in Gebäuden als Verstecke zu nutzen, die ähnliche Eigenschaften wie Verstecke in Felsen oder an Bäumen aufweisen.

So entwickelte sich mit der Zeit eine Nutzungstradition von Gebäuden durch unterschiedliche Fledermausarten. Heute sind die heimlichen Mitbewohner auf die Quartiere an Gebäuden angewiesen. Dabei hängen sie von der Toleranz der Hausbesitzer ab.

Genutzt werden können u.a.:
  • Nicht ausgebaute Dachböden z.B. von Langohrarten, Hufeisennasen und Großen Mausohren. Kleine Kotkrümel auf dem Boden des Dachstuhls deuten auf Fledermäuse hin.
  • Spalten im Mauerwerk von Bartfledermäusen
  • Hohlräume hinter Fassadenverkleidungen aus Eternit, Schiefer und Holz von Breitflügelfledermäusen und Zwergfledermäusen.
  • Feststehende Fensterläden z.B. von Breitflügelfledermäusen.

Schutz gebäudebewohnender Fledermausarten

Schutzmaßnahmen bei Hausreparaturen:
Umbauten dürfen erst nach der Wochenstubenzeit (dauert von März bis September) beginnen, nachdem die Fledermäuse in ihr Winterquartier umgezogen sind. Befindet sich ein Winterquartier (Nutzung etwa Anfang Oktober bis April) z.B. im Hauskeller, so dürfen die Arbeiten erst nach dem Abzug der Tiere im Frühjahr/ Sommer beginnen. Wichtig ist, dass die Einflug-/Ausflugsöffnungen z.B. Spalten an Gebäuden und historischen Mauern nicht verschlossen werden. Durch Unachtsamkeit werden Fledermäuse oft eingemauert. Neue Öffnungen werden mitunter nicht angenommen, selbst wenn sie in unmittelbarer Nähe der alten Öffnungen liegen.

Fledermausquartier hinter der Attika eines Flachdaches

Dachstuhlsanierungen:
Ist eine Dachstuhlsanierung oder Neudeckung des Daches notwendig, so sollte dies frühzeitig mit einem Fachmann besprochen werden. Folgende Punkte sind besonders zu beachten:
  • Erhaltung der von den Tieren genutzten Hangplätze.
  • Verzicht auf Holzschutzmittel.




Holzschutzmaßnahmen:
Konservierende Anstriche zum Holzschutz bei Dachstuhlsanierungen stellen eine besondere Gefährdung dar. Fledermäuse haben engen Körperkontakt mit der Holzkonstruktion und nehmen giftige Chemikalien mit der Haut auf. Wenn möglich auf Alternativen wie das Heißluftverfahren zurückgreifen. Sind chemische Holzschutzmittel in Ausnahmefällen nicht zu umgehen, können Sie unter der unten genannten Telefonnummer eine Liste mit geprüften, für Fledermäuse wenig giftigen, Holzschutzmitteln erhalten.




Fledermausquartier in Bergisch Gladbach - Schildgen   ~~~   Erfahrungsbericht

Anwohner in Schildgen Katterbach an der Katterbacher Strasse – Höhe Sträßchen Siefen berichteten schon öfter von Fledermäusen. Diese Fledermäuse flogen in kleinen Gruppen von 3 bis 4 Zwergfledermäusen durch die Gärten hinter dem Haus. Es waren mit ziemlicher Sicherheit Zwergfledermäuse aufgrund ihres Flugverhaltens und der Zeit ihres Ausfluges. Eine Bat–Detektorortung bestätigte diese Vermutung. Katterbach hat viel Waldcharakter, so war es nicht erstaunlich, dass auf dem nahen Campingplatz Sträßchen Siefen auch Zwergfledermäuse auftauchten.

Unser Haus liegt direkt an der stark befahrenen Kempener Strasse und als wir Ende Mai auf dem Balkon zum Garten saßen, tauchten plötzlich Zwergfledermäuse auf. Mit dem Bat-Detektor konnten diese identifiziert werden. Es wurden immer mehr Fledermäuse, die ganz eigenartig über unseren Balkon flogen. Unsere Schlussfolgerung: in der Nähe muss ein Quartier sein.

Unser Erstaunen war sehr groß, als wir feststellten, dass das Quartier an unserem Haus war. Direkt unter dem Dach, hinter einer Schieferverkleidung kamen die „Zwerge“ heraus und flogen in östlicher Richtung davon.

Eine genaue Zählung an einem der nächsten Abende ergab, dass die Anzahl der „Hausbewohner“ auf 55 angestiegen war. Die Fledermäuse wurden von den Hausbesitzern gerne geduldet, da sie wissen, dass die Tiere keinen Schaden anrichten. Falls Fledermauskot anfällt, ist der ein guter Dünger für den Garten.

Zunächst flogen die „Zwerge“ relativ früh aus, direkt bei der Dämmerung, vermutlich hatten sie Jungtiere zu versorgen. Einige Zeit später wollte ich die Fledermaus Anwesenheit noch mal kontrollieren, aber es flog keine aus. Ich wartete bis nach 23°° Uhr. Da Zwergfledermäuse nicht sehr quartiertreu sind, vermutete ich einen Quartierwechsel. Sehr erstaunt war ich, als mir eine Mitbewohnerin mitteilte, sie hätte noch spät abends einige Fledermäuse über dem Toilettenfenster (rechter Pfeil) ausfliegen sehen. Die Fledermäuse sind also noch da, prima! Meine Vermutung ist, dass die Tiere anfangs ihre Jungen versorgen mussten und früh ausflogen. Später zur „Selbstversorgung“ konnten sie sich Zeit lassen. Außerdem war günstiges Fledermauswetter. Tags Regen, nachts trocken.

Heribert Sass       Bergisch Gladbach – Schildgen   2014


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